Palliativstation im Allgemeinen Krankenhaus Wien
Das Ergebnis der qualitativen Studie, die ein halbes Jahr durchgeführt wurde, hat gezeigt:


Die Gartentherapeutin erzählt:
Die Blumen fürs AKH kaufe ich je nach Saison. Mir ist es wichtig, die Düfte und Farben der jeweiligen Jahreszeit einzufangen und diese pflanzlichen Materialien den Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stellen. Ich breite auf der Tischdecke im Besprechungsraum alles aus, was ich vorbereitet habe. Manchmal werden bereits dabei Angehörige oder Patientinnen neugierig, die im Gemeinschaftsflur sitzen. Grundsätzlich freue ich mich über alle, die mich besuchen und mitarbeiten. Oft geschieht das nacheinander, einzeln oder in kleinen Gruppen. Während der zwei Stunden gehe ich in alle Zimmer der Station und biete kleine floristische Tätigkeiten an. Es kommt oft vor, dass ich am Bett sitze und mit jemand zusammen Kränze binde, Blumen fädele, einen Strauß in einer Vase herrichte. Manchmal möchte dann die Bettnachbarin mitmachen, obwohl sie zuvor skeptisch war. Auch das Pflegepersonal kommt vorbei, freut sich über den guten Duft im Zimmer, bewundert die Werkstücke und alle kommen miteinander ins Gespräch. Gartentherapie bietet an, etwas zu gestalten, etwas mit den Händen zu tun, die Sinne einzusetzen, da zu sein, Schönheit zu erleben. Daraus ergeben sich viele Kontakte und Begegnungen, die wohltuend wirken und Halt geben können.
Heute habe ich mit zwei Damen gearbeitet, die ich bereits kannte. Eine ältere Patientin, die mir bis jetzt erklärt hatte, sie könne zu schlecht sehen und gar nicht mehr die Hände bewegen, ist sehr aktiv geworden. Sie hat mit mir eine Kette aus Ringelblumen gefädelt. Dann hat sie noch ein kleines Gesteck gemacht und das sehr konzentriert und präzise. Die Bettnachbarin hat das sehr fasziniert und wir kamen zu dritt ins Gespräch. Schließlich habe ich auch mit ihr Sonnenblumen in einer Vase arrangiert. Als ich mich verabschiedet habe, waren beide sehr fröhlich und haben mir gewunken.
Ich hatte bei der Gartentherapie heute das erste Mal auch Kinder zu Besuch. Ihre Tante lag im Sterben, die Mutter war sehr lange bei im Zimmer und bat mich, mit ihren Jungs währenddessen etwas zu gestalten. Beide haben kleine Gestecke aus Sonnenblumen angefertigt und waren sehr begeistert von den Blumen. Es schien, als würden sie, für eine halbe Stunde die Trauer um sie herum vergessen und neue Kraft schöpfen. Auch die Mutter hat später noch ein großes Gesteck für den Gemeinschaftsraum gestaltet.
Solveig Kelber, Wien